Literaturgesprächskreis
Die Literaturgespräche finden seit diesem Jahr abwechselnd in den Büchereien in Runkel und in Villmar statt. Seit einiger Zeit hat Mirella Boi die Leitung des Gesprächskreises übernommen. Sie gibt die Gesprächsimpulse an die Runde, die sich dann intensiv darüber austauscht.
Auch bringt sie stets einige Bücher als Vorschläge für das nächste Gespräch mit. Es können aber alle aus dem Kreis eigene Buchvorschläge einbringen. Gemeinsam wird das nächste Buch ausgesucht.
Die Runde wurde dieses Jahr erfreulicherweise durch einige neue Teilnehmer ergänzt. Das bereichert die Gespräche.
Mit dem Buch über die Schafhirtin "Marie des Brebis" von Christian Signol endete das Jahr für die Geprächsteilnehmerinnen und -teilnehmer. Die Lebensgeschichte von Marie war allen beim Lesen sehr nahe gegangen, Fazit: ein wunderschönes Buch.
Hier alle Titel, die im Laufe des Jahres besprochen wurden:
Arno Geiger: Unter der Drachenwand
Alex Capus: Das Leben ist gut
Dennis Freischlad: 60 Tage liegen
Mario Balzano: Damals, am Meer
Caroline Wahl: 22 Bahnen
Christian Signol: Marie des Brebis
Der Literaturgesprächskreis trifft sich am 13. März zum ersten Gespräch 2025
um 19:00 Uhr in der Bücherei Runkel, Auf dem Kreiser 8a.
Als Buch wurde ausgesucht:
"Auf der Straße heißen wir anders" von Laura Cwiertnia
Darum geht's: Eine junge Frau erfährt nach dem Tod der Großmutter von den Traumata ihrer armenischen Vorfahren.
Die verstorbene Großmutter hinterlässt der Familie einen Notizzettel, auf dem sie Dinge notiert hat, die nun zu erledigen sind. Ihre Beerdigung soll nach armenischem Ritual gestaltet werden. Darüber wundert sich besonders die Enkelin Karla sehr. Sie hat nie erlebt, dass ihre Familie religiöse Riten zelebriert hat.
Ihr war zwar bekannt, dass ihr Vater aus Armenien stammt und in der Türkei aufgewachsen ist, aber das war nie wichtig für die Familie. Dann findet sie in Großmutters Kommode einen goldenen Armreif. An diesem ist ein Zettel befestigt, woruaf der Name Lilit und ein Ort in Armenien steht.
Karla begibt sich, zusammen mit ihrem Vater Avi, auf Spursuche in Armenien.
Rezension von Susanne Emscherman (bv.):
- Die junge Autorin Cwiertnia (Jahrg. 87), die wie ihre Protagonistin einen armenischen Vater und eine deutsche Mutter hat, beschreibt in ihrer Familiengeschichte Karlas Kindheit in einem Migrantenviertel im Bremer Norden. Sie schildert auch die Strapazen von Avis Mutter, die als Gastarbeiterin aus der Türkei nach Deutschland kam. Avi hat einige Jahre in einem klösterlichen Internat in Jerusalem verbracht, bevor er seiner Mutter nach Bremen gefolgt ist. Die unterschiedlichen Erzählstimmen des Romans decken die Traumata der Familie in wechselnden Kapiteln auf: Karla, Avi, seine Mutter Maryam und seine Großmutter Armine. Am Ende ihrer Reise erfahren Avi und Karla, dass ein Großteil der armenischen Verwandten dem Genozid während des Ersten Weltkriegs zum Opfer fiel.
Ein beeindruckendes Debüt.