Rund um die Villmarer Kirche
literarisch-historische Wanderung rund um die Villmarer Kirche
Heute gehört Villmar zur Pfarrei Heilig Geist Goldener Grund / Lahn. Das war vor fast tausend Jahren anders. Damals war der Flecken Villmar ein Königshof des Kaisers Heinrich III., der mit seinem Tross auf der Reise durch sein Reich von Zeit zu Zeit in Villmar Station machte.
Mit der Erklärung zu dieser Schenkung an die Abtei St. Matthias Trier, die damals noch St. Eucharius hieß, begann am Samstag Abend der literarisch-historische Spaziergang rund um die Villmarer Kirche. 34 Interessierte hatten sich vor dem Eingang zum Pfarrgarten getroffen, um dieses und noch vieles mehr über die Ortsgeschichte zu erfahren. Bruder Bernoldus alias Bernold Feuerstein erwartete die Teilnehmer im Mönchsgewand vor der Valeriuspforte.
Im Pfarrgarten beeindruckte die älteste Marmorarbeit in Villmar, eine Altarplatte aus dem 17. Jahrhundert, die bis in die 50er Jahre in der Villmarer Kirche genutzt wurde. Am Marmorbrunnen, ein Geschenk des Villmarer Pfarrers Modestus Manheim, der später Abt in St. Matthias wurde, erschien eine Pilgerin (Marion Zey-Werner), die von einer Pilgerreise zum Apostelgrab nach Trier erzählte. Im 12. Jahrhundert ereignete sich eine wundersame Geschichte um einen Bienenschwarm, den die Pilger dem Heiligen Matthias als Geschenk an sein Grab brachten.
An der Matthiaspforte erläuterte Bernold Feuerstein das Wappen von Modestus Manheim mit der Rose in der Mitte. Passend zum Rosenmonat Juni trugen Rita Roßbach und Britta Ried heitere Rosengedichte vor.
Die Frage, ob der Abt ein genügsamer Mensch gewesen sei, konnte Bernold Feuerstein mit einem klaren „Nein“ beantworten. Er sei sogar sehr verschwenderisch mit Essgelagen gewesen, so dass ihm zeitweise die Absetzung drohte. Noch heute blickt er von seinem Bildnis im Speisesaal in Trier auf die dort Speisenden herab.
Hier schob die Büchereileiterin Gabi Schermuly einen kurzen „Werbeblock“ ein: Die Pfarrei Heilig Geist lädt am 4. Oktober zu einer Fahrt in die Abtei St. Matthias nach Trier ein. Dann sei sicher auch Gelegenheit für einen Blick auf das Bild des Abtes.
Weiter ging der Spaziergang vorbei am Kindergarten, an dessen Eingang die Wand der ehemaligen Zehntscheune erhalten geblieben ist.
Der Grundstein der heutigen Kirche St. Peter und Paul wurde 1746 gelegt. Als die Kirche in den 50er Jahren durch einen Anbau erweitert wurde, fand man in einer Schatulle neben der Urkunde, 3 Münzen, 1 Flasche Villmarer Rotwein und 1 Flasche Trierer Weißwein, die beide leider beim Öffnen zerbrochen sind. Die drei Münzen mauerte man zusammen mit weiteren Beigaben als neuen Grundstein in den Anbau ein.
Eine Zeitreise in das 14. Jahrhundert erlebten die Teilnehmer im Pfarrer-Homm-Park. Dort erschien der Kurfürst Balduin von Trier (1307-1354), dargestellt von Gabi Schermuly. Balduin erzählte von sich und seiner Begehr auf den wohlhabenden Flecken Villmar, den er für sein Kurfürstentum erobern wolle. Die wehrhaften Villmarer (dargestellt von Marion Zey-Werner und Britta Ried) konnten den kämpferischen Kurfürsten erfolgreich in die Flucht schlagen.
Den nächsten Programmpunkt gab es „Auf der Burg“ vor der ehemaligen Vogteiburg des Philipp von Isenburg. Der war im 14. Jahrhundert der Vogt von Villmar, der Ort stand damals unter seinem Schutz.
Hier las Gabi Schermuly die Geschichte von der Villmarer Katz vor, die für die Villmarer Raubritter letztendlich nicht gut ausging. Alle Raubritter wurden gehängt und die Stadtmauer mitsamt der Vogteiburg geschleift.
Auf dem alten Friedhof hinter der Kirche erzählte Bernold Feuerstein von der Vorgängerkirche, die durch massive Bauschäden einsturzgefährdet war und deshalb abgerissen werden musste. Während der Bauzeit der heutigen Kirche fanden die Gottesdienste zwei Jahre lang bei Wind und Wetter im Freien statt, nur der Priester hatte in einer noch vorhandenen Kapelle ein Dach über dem Kopf.
Als Highlight der Führung um die Kirche bestiegen die Teilnehmer den Kirchturm und erfuhren von Bernold Feuerstein Details über den Bau, die Glocken und die Kirchturmuhr. Ein Quiz mit Fragen zu den dort auf dem Friedhof beigesetzten sechs ehemaligen Villmarer Pfarrern, bei dem es einen Preis zu gewinnen gab, rundete die Führung ab.
Mit einem gemütlichen Umtrunk mit Wein und Laugengebäck endete die nunmehr 7. literarisch-historische Wanderung der Bücherei im Pfarrer-Homm-Park.