Schwester Hermania erzählt
Erinnerungen von Schwester Hermania erwecken Emotionen
„Ich habe mich so über die Einladung nach Villmar gefreut. Als erstes habe ich dann mal Treppensteigen im Kloster geübt, ich wusste ja nicht ob ich hier Treppen steigen musste.“ Nein, Treppensteigen musste Schwester Hermania nicht. Das Erzählkaffee mit der Dehrnbacher Schwester wurde in den ebenerdigen Pfarrsaal in der Unterkirche verlegt, weil sich schon im Vorfeld mehr Besucher angekündigt hatten als in der Katharina-Basting-Stube im neu renovierten Schwesternhaus Platz gefunden hätten. Aber auch hier wäre ein barrierefreier Zugang über den Aufzug möglich gewesen.
Die zierliche, 92jährige Dame hatte schon als junges Mädchen für die Dehrnbacher Schwestern im Villmarer Schwesternhaus gewirkt. Sie wurde in Villmar geboren, noch heute kennt sie jede Straße und erinnert sich „in jeder Gasse hat jemand gewohnt, den ich kannte“ und deren Namen sie noch heute weiß.
Das Büchereiteam rund um Gabi Schermuly hatte sich gemeinsam mit Bernold Feuerstein bestens auf den Besuch vorbereitet.
Nach einer Stärkung mit Kaffee und Kuchen präsentiert Bernold Feuerstein historische Bilder des Schwesternhauses. Er nimmt alle mit auf eine Zeitreise durch die Jahrzehnte.
Nähschülerinnen werden gezeigt und der ein oder andere im Saal erkennt sich selbst oder jemanden Bekanntes. Lebhafte Gespräche entwickeln sich an den Tischen, geprägt von vielen Erinnerungen und Emotionen. Die Gäste freuen sich sehr, dass Schwester Hermania es auf sich nimmt und zu jedem einzelnen Tisch geht, um hier direkt das Gespräch zu suchen.
Mechthild Müller trug einen Text vor, den sie extra für diesen Tag geschrieben hatte. Schwester Hermania und sie verbindet, dass sie beide in der Schulgasse geboren wurden. Viele Erinnerungen ließ sie aufleben und bemerkte, dass früher immer jemand draußen war zum Quatschen oder Spielen. „Ganz viel Leut, ganz anders als heut“
Auch Schwester Hermania erzählte humorvolle Anekdoten aus ihrer Kindheit. Es gab viel zu lachen, vor allem, als sie berichtet, dass damals zur Quetschenzeit das Quetschenkraut gekocht wurde und die Kerne genutzt wurden, um einen Weg zwischen bestimmten Häusern zu streuen. Mit diesen „Pfädchen“ wurde dann die ein oder andere Liebschaft aufgedeckt. Auch gerne hat sie die Kerne in Papier gewickelt und „Schwester schnick-Schnack Name erfragen“ ins offene Fenster geworfen. Hier gab es natürlich mächtig Ärger, für den sich der Spaß aber gelohnt hatte.
Schwester Hermania war sehr gerührt von dem großen Interesse an ihr und ihren Erinnerungen. „Regelmäßig bete ich auch für die Villmarer. Ich komme wieder, wenn es meine Gesundheit zulässt, oder wir sehen uns irgendwann irgendwo anders!“
Gabi Schermuly bedankte sich bei den zahlreichen Gästen und vor allem bei Schwester Hermania für ihren Besuch. Begleitet wurden ihre Worte mit viel Applaus. Der kurzweilige, von Erinnerungen geprägte Nachmittag war viel zu schnell zu Ende. Grund genug, ihn recht bald fortzuführen, waren sich alle Beteiligten einig.